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Ventilspiel einstellen DL650

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jörg
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Ventilspiel einstellen DL650

#1 Beitrag von jörg »

Geschrieben von:: Sebastian, Geschrieben am:: Do 28. Jul 2011, 22:27

Einleitung

Wie versprochen, hier der Artikel mit meiner Erfahrung zum prüfen und einstellen des Ventilspieles :-D
Die Grundlagen sind die Selben wie im KB der DL1000, trotzdem werde ich versuchen hier alles neu zu schreiben. Gleich vorweg, die Durchführung erfodert Geduld (stellenweise viel davon), nicht zu große Hände und es darf einem nichts ausmachen wenn man von oben bis unten ölig wird!
Laut Handbuch sollte das Spiel erstmals bei 24.000km kontrolliert werden, ich habe jetzt 19.000 drauf und das geringste Spiel war schon bei 1.1mm, also absolut an der Grenze! Ich empfehle also, bei spätestens 20.000 mal nachzusehen.

Der Motor muss für alle arbeiten kalt sein!

Was wird benötigt:

[*]Wenn möglich ein Hauptständer oder Wagenheber zum aufbocken
[*]starker Magnet zum ausheben der Tassenstößel mit Shim (eventuell alter Lautsprecher)
[*]kleiner Drehmomentenschlüssel, benötigt werden 10-25NM
[*]fein abgestufte Fühllehre! Messbarer Bereich: 0.1-0.3mm in 0.01mm Schritten. Sowas gibts aber nicht, also empfehle ich eine der Standartlehren mit 0.05-1mm in 0.05mm Schritten + eine feine, gibts oft bei Ebay, von 0.03-0.1mm in 0.01mm Schritten. Damit lässt sich dann jedes Maß zusammenlegen.
[*]etwas Draht zum abhängen der Steuerketten
[*]Ratsche mit ordentlichen Verlängerungen und Kardangelenken, im Idealfall die Ausrüstung von 2 üblichen Werkzeugkoffern, ich habs mit einem gemacht.
[*]Kleinkram wie kleine Plastiksäcke und Küchenrolle sowie natürlich gutes Werkzeug (Stecknüsse wo geht, ansonsten Ringschlüssel, Imbus, Schraubenzieher,..)
[*]Stellenweise wäre eine helfende Hand von Vorteil, geht aber auch alleine
[*]Hämmer jeglicher Art und sonstige brutale Werkzeuge weit weg sperren! Die haben hier nix verlohren.

Es hat keinen Sinn (und auch keine Aussicht auf Erfolg), wenn man ohne vollständige Ausrüstung ans Werk geht!

Ausdrücke, die ich verwenden werde und Grundlagen:

Ich will, das jeder etwas mit meinem Geschreibsel anfangen kann solange er/sie nicht wirklich 2 linke Hände hat. Ich setze also kein oder kaum Vorwissen voraus, aber dafür sollten solche diesen Abschnitt lesen. Wer mit der Materie vertraut ist und weis was ich mit Intake und Exhaust meine, kann zum nächsten Punkt springen.

Shim: präzise gefertigte Metallscheibchen, die zwischen Ventilschaft und Tassenstößel liegen. Durch Austausch stellt man das richtige Spiel ein.
Tassenstößel: Auf die arbeiten die Nockenwellen. Leicht zu erkennen, hat in etwa die Form einer Tasse ohne Henkel ^^
Manchmal werde ich wohl aus alter Gewohnheit englische Wörter verwenden, da wären:
Exhaust (-Valve) = Auslass (Ventil), Abgasseite
Intake = Einlassseite, da wo das Gemisch rein kommt
Immer alle Schrauben die man entfernt so zusammenlegen, dass man nach 2 Tagen noch immer wüsste welche wo rein gehört! Alle Teile des Ventiltriebes haben sich aufeinander eingelaufen, hier also keine Tassenstößel oder Lager vertauschen! Immer so einbauen wie es auch war. Ich empfehle, nicht an Notizen und Beschriftungen zu spahren. Alle Öffnungen (speziell Zündkerzen) abdecken bzw Abdichten, damit nichts rein kann sobald man sie nicht offen braucht.
Zur Verwendung von Ratschen und Verlängerungen: Grundsätzlich gilt, wenn man die Wahl z.B. zwischen einer Ratsche mit 1/8 Zoll und 1/2 Zoll hat, Immer die größere nehmen! Reduzierungen von großem auf kleineren 4 Kant sind möglichst zu vermeiden. Verlängerungen sind so kurz wie möglich zu wählen. Kardangelenke sind nur einzusetzen wenn man ansonsten garnicht sauber an der Schraube ansetzen kann. Muss man eins verwenden, erst recht das für den größtmöglichen 4 Kant verwenden! Die Dinger halten nicht viel aus.

Vorbereitende Arbeiten

Damit man ordentlich Arbeiten kann, muss erst einiges demontiert werden. Ich zähle hier nur auf, das sollte (eventuell mit Hilfe des Fahrerhandbuches) für keinen ein Problem sein.
1) Motorrad senkrecht mit enlastetem Hinterrad hinstellen. hat man keinen Hauptständer, muss man sie aufbocken. Am Seitenständer arbeiten ist unlustig!
2) die vordere Seitenverkleidung links und Rechts sowie das schwarze Plastikteil an der Unterseite mit den Pseudo-Lufteinlässen (siehe Handbuch 6-12 Punkt 2 und 3).
3) Demontage des Tanks, dazu erst aufstellen wie im Handbuch unter 6-5 beschrieben. Der weitere Ausbau ist im Abschnitt des Luftfilters unter 6-10 erklährt. Natürlich den Luftfilter drinnen lassen.
4) Abschrauben der Tankauflage mit dem Kühlwasserbehälter. Den kann man einfach an seinen Schläuchen über den Rahmen nach außen hängen.

Wasserkühler aus dem Weg schaffen

Den Wasserkühler muss man soweit abnehmen, dass man zum Vorderen Zylinder kann. Dazu siehe 6-12 Punkt 4 und 5. Zu 5: Es gibt auch auf der linken Seite noch einen Haken. Jetzt sollte man den Kühler schon etwas bewegen können und das Plastikteil an dem die ganzen Stecker angeklipst sind sollte nicht mehr an ihm hängen. Nun kann man auf der linken Seite die Hupe abstecken und abschrauben. Auf der rechten Seite muss noch das Lüfterrad abgebaut werden. Dazu löst man erst den Stecker, der auf dem Plastikpanel mit den vielen Steckern sitzt und dann den, der am Thermostaten sitzt (ganz rechts außen am Kühler das Teil). Jetzt kann man ihn einfach mit den 3 Schrauben abschrauben.
Jetzt sollte das Steckerpanel oberhalb des Zylinders hängen und der Kühler nur noch an seinen 2 Schläuchen. Der Kühler kann einfach am Auspuffrohr unten abgelegt werden.

Zum Schluss dreht man noch alle Zündkerzen (afaik 2 bis BJ 06, ab 2007 4 Stück) mit dem Kerzenschlüssel aus dem Boardwerkzeug heraus. Am besten verwendet man dazu eine Ratsche mit einer passenden Nuss und eventuell einer kurzen Verlängerung bei der hinteren seitlichen Kerze. Jetzt ist auch ein guter Zeitpunkt, um die Kerzen mit einer Fühllehre nachzumessen. Der Spalt der Elektrode sollte zwischen 0.7 und 0.8mm liegen.

Messen des Spiels

Beide Zylinderdeckel sollten jetzt frei zugänglich sein, und die Zündkerzen ausgebaut. Es müssen also nur noch die Zylinderdeckel runter, dann kann es losgehen. Bitte nochmal vor Augen führen: Bis jetzt war alles "Grobarbeit", bei der man nicht viel falsch machen kann. Jetzt gehts an die operation am offenen Herzen, desshalb gilt:
.) Arbeitsstelle sauber halten! Das heißt nicht, Motoröl wegwischen sondern alle nicht benötigten öffnungen am Zylinder abdecken, damit kein unnötiger Staub oder gar Sand von der Straße (tödlich für den Ventiltrieb) reinkommen kann.
.) Penibel darauf achten, das einem nichts in den Motor reinfällt!!

Zuerst den Schlauch des PAIR Systems abziehen. Ich erlaube mir, an dieser Stelle ein Foto aus dem 1000er Einstell-KB zu kopieren:

Bild

Einziger Unterschied für uns: die DL650 hat nur 3 Halterungsschrauben. Jetzt besagte 3 Schrauben lösen und den Deckel langsam abnehmen. Am Anfang wird er etwas ander Dichtung kleben, er sollte sich aber schnell lösen. Die Dichtung sollte nicht kaputt gehen. Dazu sollte man, wenn sich der Deckel an einer Stelle gelöst hat nicht einfach anziehen, sondern schauen ob die Dichtung zum Großteil am Deckel oder Zylinder klebt und dann vorsichtig vom weniger beklebten Teil ablösen. Im Zylinder steckt jetzt warscheinlich noch ein Passstift. Sollte dieser Locker sein, mit der Hand rausziehen und zum Deckel legen. Den Deckel am besten gleich in einen sauberen kleinen Müllsack etc geben und einwickeln.

Jetzt liegt der Ventiltrieb offen vor uns. Als nächstes muss man den Motor in eine bestimmte Stellung bringen, damit man etwas Messen kann. Dazu muss man an der linken Seite des Motors, vor der Abdeckung des Kettenritzels, mit einem großen Imbus einen scheibenförmigen Deckel abschrauben. Darunter sieht man einen Sechskant. Außerdem gibt es (wenn man davor kniet) knapp links oberhalb eine weitere Imbusschraube mit einer Beilagscheibe. Auch diese abnehmen, darunter sieht man einen Rotor mit einigen eingeprägten Zeichen. Wieder ein Bild aus dem bestehenden KB:

Bild

Mit der Ratsche und einer passenden Nuss dreht man am freigelegten Sechskant jetzt solange im, und nur im! Gegenuhrzeigersinn bis am Rotor eine Linie mit danebenstehendem F bzw R sichtbar wird. Diese Linie muss genau mit der im Foto sichtbaren Nut im Gewinde der Rotorabdeckung fluchten.
Stellt man den Rotor auf R (rear), kann man am hinteren Zylinder messen.
Stellt man den Rotor auf F (front), am vorderen.
Bemerkung am Rande: Wer wissen will, was die übrigen Symbole am Rotor zu bedeuten haben, nein es sind keine Markierungen von Außerirdischen ala Kornkreise ^^ Sie markieren bestimmte Positionen der Ventile bzw der Arbeitstakte des Motors, sind aber für uns uninteresant.
Ich empfehle, mit dem hinteren Zylinder zu beginnen da er leichter zugänglich ist. Also die Linie mit R ausrichten. Jetzt gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder, die Nocken drücken gerade auf die Tassenstößel oder sie stehen von ihnen weg. Da wir das Spiel messen wollen, müssen sie natürlich wegstehen. Ist also ersteres der Fall (Nocken drücken), muss man genau um eine Umdrehung weiter drehen, bis wieder R ausgerichtet ist. Das alles gilt mit F natürlich auch für den vorderen Zylinder.
Stehen die Nocken richtig (man sieht durch die Lager schlecht hin, ich empfehle mit den Fingern zu fühlen. Ölig wird man so und so), braucht man die Fühllere(n), Papier und Stift. Zuerst mal die vorgeschriebenen Toleranzen:

Einlassseite: 0.1-0.2mm
Auslassseite: 0.2-0.3mm

Durch aufeinanderlegen jeweils eines Blattes der groben und der feinen Lehre kann man sich jetzt von unten (0.1 bzw 0.2) bis oben (0.2 bzw 0.3) an das Istmaß herantasten. Man steckt das Blatt bzw die beiden Blätter einfach zwischen Nocken und Tassenstößel. Dabei darf man ruhig etwas andrücken, natürlich nur so das man die Fühlblätter nicht ruiniert! Man braucht keine Angst zu haben, das man durch zuviel Kraft die Ventile nach unten drückt und somit ein zu großes Maß misst! Glaubt ihr nicht? Drückt mal ordentlich auf die Tassen. Rührt sich was? ;) Die Ventilfedern sind sehr stark, immerhin müssen sie selbst bei Drehzahlen über 10.000rpm die Ventile binnen kürzester Zeit zuverlässig schließen können.
Am besten macht man sich eine Tabelle, z.B. hier meine Werte, links bzw rechts ist immer in Fahrtrichtung gesehen:

Hinterer Zylinder:
Intake links: 0.14-0.15
Intake rechts: 0.14-0.15
Exhaust links: 0.24-0.25
Exhaust rechts: 0.22-0.23

Vorderer Zylinder:
Intake links: 0.11-0.12
Intake rechts: 0.11-0.12
Exhaust links: 0.22-0.23
Exhaust rechts: 0.22-0.23

Man erhält wie man sieht immer zwei Werte. Der erste, die Lehre ging noch rein. Der zweite, die Lehre ging nicht mehr rein. Wir wissen also, das z.b. der hintere Zyl. intake links zwischen 0.14 und 0.15mm Spiel liegt. Das ist ok, da 0.15mm der Idealwert ist. Das Piel wird übrigens mit steigender Abnutzung immer kleiner, nicht größer!
Ab 0.22 bzw 0.12mm Spiel würde ich spätestens nachstellen.

Ausbau der Nockenwellen

Auch hier empfehle ich, mit dem hinteren Zylinder zu beginnen, auch wenn der Kettenspanner wie man noch sehen wird noch zum echten Problem werden wird.
Im Gegensatz zum Messen des Spiels, wo einmal R und einmal F eingestellt wurde, werden sowohl die hinteren Nockenwellen als auch die des vorderen Zylinders immer in der F Position aus und eingebaut! Nur wieder um je eine Umdrehung versetzt. Das heißt, man kann bzw sollte umbedingt erst die Nockenwellen des vorderen Zylinders ausbauen, wenn man mit dem hinteren komplett fertig ist, also die Wellen bereits wieder eingebaut sind und das SPiel passt!
Wiedermal muss man vorher den Motor in die richtige Position drehen. Also F ausrichten und die Nockenwellenposition prüfen. Stimmt sie nicht, wieder eine Umdrehung weiter drehen. Außerdem muss an der vorderen Nockenwelle (Am Zahnrad von rechts zu sehen) ein Pfeil mit R (bzw vorne F) parallel zur Zylinder Oberkante sein.

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://img174.imageshack.us/img174/3720/rsttt1.jpg


Bild für den vorderen Zyl. in der richtigen Position 1 Umdrehung weiter:

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://img329.imageshack.us/img329/9913/posvorneid4.jpg


Jetzt darf der Motor nicht mehr bewegt werden! Also Ratsche vom 6 Kant abziehen. Dann die Kettenführung abschrauben, die mit 3 Imbusschrauben zwischen den beiden Wellen sitzt. Nochmal der Hinweis: Keine der Schrauben in den Motor werden!
Und jetzt wirds richtig fummelig, das wird das schwierigste an der ganzen Aktion: das entspannen der Kette mit dem Kettenspanner. Hat man nicht mehr viel Zeit oder nicht mehr viel Geduld, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen um erstmal Pause zu machen. Wer noch Energie hat, liest weiter.

Der Spanner liegt an der hinteren Seite des Zylinders, in Fahrtrichtung gesehen rechts vom Auspuffanschluss.

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://img166.imageshack.us/img166/146/spannerxy0.jpg


Die Schraube, im Bild (2) muss raus. Sie ist hohl, und in ihr sitzt eine lange Feder die die Kette spannt. Am ehesten erreicht man sie, indem man sich aus nicht zu dünnen Ratschenverlängerungen etwas zusammensteckt, mit einem Kardan. Von unten fädelt man das Ding dann durch die Hinterradschwinge nach oben, noch vor der Verbindung der beiden Schwingenausleger wo auch der Auspuff runter kommt. Dann hält man das Gestänge (eventuell noch ohne ratsche) mit einer Hand, wärend man mit der anderen von hinten am Hinterreifen vorbei nach vorne greift und das Gestänge mit der Nuss an die Schraube ansetzt. Man sieht die Schraube aus zwei Positionen. Einmal von hinten am Reifen vorbei nach vorne, und einmal vonrechts durch eine Lücke im Rahmen. Dann steckt man die Ratsche dran und löst die Schraube, ohne abzurutschen! Das braucht geduld und Zeit, aber es geht. Ist die schraube einmal gelöst, dreht man sie am besten händisch mit der Nuss und einer geraden Verlängerung ohne Ratsche raus. Die Feder nicht verlieren, sowie die Beilagscheibe!

Ist das geschafft, erstmal durchathmen und eventuell grob die Arme reinigen ^^
Eine Ratsche zusammen mit einer Zahnstange verhindert jetzt noch, das die Kette locker wird. Dazu nimmt man sich am besten einen längeren Schlitzschraubendreher. Steckt man den auf der rechten hinteren Seite an der Kette entlang rein, kann man einen Schnapper (braucht nur wenig Kraft) runterdrücken. Zieht man gleichzeitig etwas an der Kette, hört man ein ratschen und der Spannerbolzen fährt zurück. Den Schnapper sieht man übrigens sogar recht gut, im Notfall mit einer Taschenlampe vorher reinleuchten.
Jetzt je nach Notwendigkeit des Nachstellens entweder nur eine oder hintereinander beide Wellen ausbauen. Dazu löst man die 6 Schrauben pro Lagerblock und zieht denselben nach oben ab. Auch hier gibt es wieder pro Lagerblock 2 Passbolzen, die, wenn sie locker sind aus dem Zylinder genommen werden sollten. Die Lageroberhäften auch wieder am besten in ein Sackerl einwickeln und beschriften welche wo hingehört. Danach kann man einfach die Wellen rausnehmen, ebenfalls wieder Einsackeln (oder heißt das hier Eintüten *gg*) und beschriften.

Hinweise zum vorderen Zylinder: Es gilt alles genauso. Nur der Kettenspanner ist wesentlich bequemer zu erreichen, er sitzt links an der Zylinderoberseite. Am besten löst man die Schraube hier mit einer Verlängerung, die man von oben durch den Rahmen (einfach die Schläuche und Kabel etwas zur Seite schieben) durchfädelt. Hier ist es auch einfacher, die Spannung nicht wieder mit einem Schlitzschraubenzieher innen zu lösen sondern einfach den ganzen Spanner mit den beiden Imbusschrauben (wieder von oben durchfädeln) abzuschrauben. Vor dem Einbau muss man den Bolzen trotzdem zurückschieben, was aber einfach ist. Einfach auf den Schnapper drücken und Bolzen reinschieben.

Ausbau der alten Shims und Berechnung der Neuen

Fast fertig! Jetzt den Magneten nehmen. Am besten drückt man mit einer Hand auf den jeweiligen Tassenstößel, damit er nicht dem Magneten "entgegenspringen" kann. Dann den Magneten draufsetzen und vorsichtig rausziehen. Der Shim liegt, wenn ihn der Magnet mitgezogen hat, im Tassenstößel. Auch hier wieder nicht Tassenstößel vertauschen, jeder dann an seinen alten Platz!
Am Shim kann man mit etwas Glück eine Zahl ablesen, z.B. 175. Das heißt, das der Shim genau 1.75mm dick ist. Ist die Zahl nicht mehr lesbar, z.B. weil er dummerweise mit der Schrift nicht zum Tassenstößel sindern zum Vetil geschaut hat, muss man mit einer Micrometerschraube nachmessen.

Wir haben jetzt die Shimdicke und das Spiel. Den neuen Shim berechnen wir anhand eines Beispiels eines Intake seitigen:
Alter Shim: 1.75mm, gemessenes Spiel: 0.12mm (die Lehre die noch reingepasst hat), Idealspiel: 0.15mm (bzw 0.25mm beim Exhaust)
Der neue Shim muss also um 0.15 (Idealspiel) - 0.12 (Istspiel) = 0.03mm dünner sein. Dünner: Spiel wird größer, dicker: Spiel wird weniger (wird man wohl nie brauchen)
Also 1.75 - 0.03mm. Macht eine neue Dicke von 1.72mm, also der Shim mit der Nummer 172. Bei mir waren 172er Shims standartmäßig bei allen Exhaust Valves drinnen, das war ein Glück da es normalerweise nur 0.05mm Stufen gibt. Also entweder 1.70mm (170) oder 1.75mm (175). Also kann man eventuell wie ich einfach den alten 172 Shim vom Exhaust nehmen. Ansonsten müsste man den nächst dünneren nehmen, also einen 170 bestellen, womit das neue Spiel 0.17mm betragen würde.

Zusammenbau

Hat man die neuen Shims, kann es ans zusammensetzen des ersten Zylinders gehen. Am besten Ölt man den neuen Shim mit etwas Öl ein, welches ohnhin in kleinen Seen überall mit den Fingern zu erreichen ist. Dann setzt man ihn (mit der Schrift nach oben, wenn man sie später noch lesen können soll) in das Ventil ein, er passt genau in die Ausnehmung. Den passenden Tassenstößel auch nochmal ordentlich Ölen und drüber stülpen.
Jetzt noch einmal kontrollieren ob sich der Motor nicht verdreht hat (Rotor: F). Dann die vordere Nockenwelle (beim vorderen Zylinder die Untere) einsetzen und die Kette drüber legen. Spannt man die Kette leicht, um die fehlende 2. Welle auszugleichen sollte der Pfeil mit dem R (oder F vorne) wieder genau parallel zur Oberkante liegen! Stimmt das, den Lagerblock aufsetzen und fürs erste nur ganz leicht anschrauben. An der montierten Welle steht ein Pfeil mit einer "2" jetzt etwa nach oben und zeigt auf eine Kettenrolle. Von der aus zählt man 16 Rollen ab, genau diese Legt man dann so auf die 2. Welle das sie über dem Pfeil mit der "3" zu liegen kommt.

Externes Bild, es gelten die Datenschutz- und Nutzungsbestimmungen der ausgewählten Seite.Quelle: http://img165.imageshack.us/img165/1088/kettekk1.jpg


Hat man das, den 2. Lagerbock montieren. Jetzt beide, jetzt beide schön gleichmäßig jeweils überkreuzt mit 10Nm anziehen.
Nun hat man nochmal das vergnügen, die Schraube mit Feder und Beilagscheibe in den hinteren Kettenspanner einzuschrauben. Selbe Strategie wie beim Ausbau, anziehen auf 23Nm. Jetzt noch einmal die Position prüfen: F am Rotor, Pfeil mit R bzw F paralel, 16 Rollen zwischen 2 und 3.
Stimmt das, dreht man den Motor ein paar Umdrehungen langsam durch. Spührt man keinen harten Widerstand (Ventil gegen Kolben), hat man wohl alles richtig eingesetzt und kann erstmal aufathmen 8-) Ich empfehle, nochmal das Ventispiel zu messen. Und nach einer Pause an den vorderen Zylinder gehen.

Am vorderen braucht man noch das Anzugsdrehmoment für die Imbusschrauben für das Gehäuse des Spanners: 10Nm.
Das Anzugsdrehmoment für die 3 Schrauben des Zylinderdeckels beträgt 14Nm.
Der Deckel über dem Rotor wird mit 23Nm angezogen, die Abdeckung über dem Sechskant zum Motor drehen mit 11Nm.

Ist auch der vordere Zylinder fertig eingestellt, setzt man einfach alles in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen. Das sollte kein Problem sein.
Zuletzt sollte man noch einmal kontrollieren, ob einem eh keine Schrauben, Passstifte etc übrig geblieben sind! Danach kann man vorsichtig den Starterknopf drücken..

Fertig! Jetzt hat man perfekt eingestellte Ventile, die warscheinlich wieder einige 10.000km Wartungsfrei halten :)
Schöne Grüsse aus Tettenborn
Jörg
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Re: Ventilspiel einstellen DL650

#2 Beitrag von GerdZX10 »

Guten Morgen! Könnte einer der Administratoren die Bilder, die im interessanten unteren Teil der Anleitung verlinkt waren bitte wieder verknüpfen?
Danke!
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jörg
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Re: Ventilspiel einstellen DL650

#3 Beitrag von jörg »

GerdZX10 hat geschrieben:
Guten Morgen! Könnte einer der Administratoren die Bilder, die im interessanten unteren Teil der Anleitung verlinkt waren bitte wieder verknüpfen?
Danke!
nein, kann er nicht

die Bilder hat der Autor (Sebastian) irgendwo in's Netz gelegt und da sind sie nun scheinbar nicht mehr.
Schöne Grüsse aus Tettenborn
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Re: Ventilspiel einstellen DL650

#4 Beitrag von GerdZX10 »

Könnte mir jemand die Seiten aus dem WHB zur Verfügung stellen, die sich mit dem Ventilspiel beschäftigen? Lieben Dank!

Gerd.Buenger@gmx.de

Vielen Dank vorab!

Gerd
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