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Ich habe es mal gewagt und mir eine Airbagjacke gekauft. Das hier ist ein gekürzter Artikel über die ersten Erfahrungen. Die volle Version der Geschichte, inkl. persönlichem Drama und Rummjamerei, warum ich Klamotten kaufen hasse, gibt es im Blog auf https://Silencer137.com
Airbags bei Motorrädern sind noch sehr selten. Das merkt man schon an den Diskussionen, die darum noch geführt werden. "Airbagjacken sind für Pussies" hört man genauso oft wie "Die verleiten zu falschem Sicherheitsdenken, wer sowas trägt, geht nur noch höhere Risiken ein". Das sind natürlich genau die Art von Blödargumenten, die wir schon bei der Einführung der Helmpflicht gehört haben. Oder, die Älteren erinnern sich, als bei Autos die ersten Airbags aufkamen. Oder noch früher, als Sicherheitsgurte und Kopfstützen Pflicht wurden. Immer die selben, dummen Sätze, immer die gleichen Pseudoargumente. Darf man gar nicht hinhören, kriegt man nur Blutdruck von.
Tragbare Arbagsysteme sind heute technisch möglich, und sie werden sich nur noch weiter verbreiten. Aktuell gibt es im Einsteigersegment schon Systeme, die man wie Rettungswesten über dem Fahreranzug trägt und die mit einer Reissleine oder einem Sensor ans Motorrad gekoppelt werden. Die Idee dabei: Macht man einen Abflug über den Lenker, soll die Leine oder der Sensor die Weste auslösen. Problem dabei: Die Auslösezeit ist mit gemessenen rund 200 Millisekunden sehr lang. In der Zeit kann es sein, dass schon ein Einschlag stattgefunden hat und man muss sich wirklich schon im Flug befinden. Dafür sind diese Systeme recht günstig, rund 500 Euro muss man für so ein Ding in Schwimmwestenoptik hinlegen..
Ästhetischer sind die Systeme, die gleich in die Klamotten eingebaut werden. Die lösen über Sensoren und einen Computer im Inneren aus, und zwar wesentlich schneller als die Reissleinenkollegen. Problem dabei: Die Teile gibt es nur von zwei Herstellern und sind unfassbar teuer.
Mir sagte das Airbag-System der italienischen Firma Alpine Stars</a> sehr zu. Das "Tech Air" ist komplett autark, also unabhängig vom Motorrad. Außerdem ist es modular: Der ganze Airbagkram steckt in einer Weste, dem sogenannten Chassis, und das kann in verschiedene Jackenmodelle eingesetzt werden. Die Airbagweste kostet im Frühjahr 2018 rund 1.200 Euro. Die zugehörige Tourenjacke geht für 700 Euro über die Theke. Das ist für mich sehr, sehr viel Geld. Aber ein Unfall im letzten Jahr brachte mich dann zum Nachdenken, und dank einer kleinen Steuerrückzahlung stand für mich jetzt fest:
Neue Jacke brauche ich eh, und jetzt wollte ich mal so ein Airbagteil ausprobieren. Damit fingen die Probleme an. Die Dinger kann man auch nicht online bestellen. Airbags enthalten immerhin pyrotechnische Ladungen, Lithium-Ionen-Akkus und und Gaskartuschen, die explosionsartig ihre Inhalt freigeben. Sowas wird nicht verschickt, und sowas wird auch nicht überall verkauft. Jeder Verkäufer muss von Alpine Stars an dem System geschult werden.
Louis, eine der führenden Ketten für Motorradbekleidung und Zubehör, hat in Deutschland nur sechs Filialen, in denen sie das Tech Air-System verkaufen, und nur eine davon ist in Mittel- bzw. Norddeutschland.
So verschlug es mich nach Hannover, wo ich die Valparaiso-Jacke ausprobierte. Das war nicht ganz einfach. Die Tourenjackebesteht nämlich aus drei Einzeljacken: Unter die eigentliche Lederjacke kommt eine Jacke aus Membranmaterial, und darunter bei kaltem Wetter noch ein Thermofutter. Und DARUNTER noch der Airbageinsatz.
Oberjacke:
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Schichtkuchen: Jacke in Jacke in Jacke
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Thermofutter:
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Membranjacke:
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Die Membran ist übrigens die Alpine-Stars-eigene "Drystar", Goretex oder Sympatex gibt es nicht.
Die Verarbeitung der Valparaiso ist sehr gelungen für eine Textilkombi. An den sturzgefährdeten Stellen ist Leder verbaut, der Textilteil ist aus Polyamid. Es ist allerdings kein Cordura (das ist nur ein Markenname für die Polyamid-Mischung eines schweizer Unternehmens), sondern eine Eigenentwicklung von Alpine Stars.
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An den Gelenken gibt es Stretcheinsätze. Die sollen für bequemeren Sitz sorgen, außerdem bieten sie eine Expansionszone, wenn der Airbag ausgelöst wird.
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Die Jacke hat vier vordere Außentaschen. Zwei davon sind mit einer Silikonmembran versehen, die sich nach dem Schließen darüberlegt und die Taschen wie mit einer Haut wasserdicht verschliesst. Die Reissverschlüsse heilen sozusagen langsam zu. Wie abgefahren ist das bitte?
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Auf der Innenseite gibt es mehrere Netzinnentaschen und eine wasserdichte Napoleontasche.
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Rundherum sind Reflektoren eingearbeitet, von der dezenteren Sorte.
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Auch für Lüftung ist gesorgt. Vorne kann man mittels Reißverschluss beide Brustsegmente komplett öffnen. Da geht der Fahrtwind rein...
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... und am Rücken, der sich komplett öffnen lässt, kommt er wieder raus.
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Auch die Ärmel lassen sich öffnen. Der Zweiwegereissverschluss erleichtert wahlweise das Einsteigen mit Handschuhen oder hält die Handschuhe fest und ermöglicht Durchlüftung
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Am verlängerten Rücken ist noch eine Tasche, in der sich die Membraninnenjacke verstauen lässt.Trägt man die nicht unter der Hauptjacke, wird es übrigens sehr schnell recht kühl. Das Außenmaterial ist dünn, da merkt man schon den Fahrtwind.
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Das Ganze ist sehr, sehr leicht, obwohl die Jacke schon Protektoren enthält. Die müssen aus D3O-ähnlichem Material sein, sie sind sehr dünn und flexibel, haben aber trotzdem Schutzklasse II.
Die Leichtigkeit und die gute Lüftung muss auch sein, denn in diese Jacke kommt ja noch die eigentliche Airbagweste.
Die besteht aus Polyamid mit einem Meshgewebe darüber.
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Im Inneren findet sich übrigens der Hinweis "Schutz kann nicht garantiert werden" - um genau den Leuten den Wind aus den Segeln zu nehmen, die o.g. Argumentation des verminderten Risikobewusstseins aufgrund falschen Sicherheitsgefühls anführen.
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Die Rückseite wird von einem Kunststoffprotektor bedeckt. Genau wie bei einer "Schildkröte", den klassischen Protektorenwesten. Die Weste schützt also schon passiv, auch ohne Airbag ist hier Schutzwirkung gegeben.
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Anders als bei anderen Westen enthält dieser Protektor aber den Steuercomputer für das Airbagsystem sowie zwei Argon-Gaskartuschen. Das folgende Video beginnt an dem Punkt, an dem der Aufbau gezeigt wird:
https://youtu.be/oti4orqZUks?t=1m44s
Im Rücken und den Schultern der Weste sind Sensoren eingelassen, sowohl zur Messung der Lage als auch der Beschleunigung.
Der Steuercomputer enthält die eigentliche Magie, und zwar in Form von Algorithmen, die mit den über Jahrzehnte gesammelten Daten aus dem Rennsport angelernt wurden. Anhand der Sensordaten in der Weste muss die Software einige Tausend Mal pro Sekunde das Szenario berechnen und entscheiden, ob der Fahrer nur gerade doll bremst, Off-Road fährt, über seine eigenen Füße gestolpert ist oder ob es gerade einen Unfall gibt, und der Fahrer irgendwo gegen fährt oder angefahren wird. Diese Software ist es, die das System so verdammt teuer macht.
Errechnet das System aus den Sensordaten, dass gerade ein Unfall passiert ist, löst die Weste innert 30 ms aus - das ist deutlich bevor ein Einschlag passieren kann. Eine versehentliche Auslösung soll nicht möglich sein - dafür dient u.a. eine Kalibrierung bei jedem Start des Systems und ein Failsafe, was die Sensoren angeht, denn aus mindestens 2 von denen müssen ein Unfallszenario herleiten lassen.
Das eigentliche Aufblasen ist dann geradezu unspektakulär: Es gibt einen kleinen Knall, und die Jacke wird etwas dicker - und bretthart. "Als ob einen jemand heftig umarmt", so drückt es der Verkäufer aus, der im Rahmen seiner Schulung sowas mitgemacht hat.
Das folgende Video zeigt, wie eine Jacke ausgelöst wird:
https://youtu.be/X3tREs_ycck?t=37s
Die Luftpolster schützen Nieren, Oberbauch, Brust, Rücken und Schultern. Insbesondere Nieren und Brust werden bislang bei Moppedklamotten sträflich vernachlässigt. Hand auf´s Herz, wer hat Brustprotektoren? Oder auch nur Klamotten, die darauf vorbereitet wären? Eben. Und doch sterben jedes Jahr Motorradfahrer an Verletzungen des Brustkorbs.
Nach der Auslösung entweicht die Luft innerhalb von 2 Minuten langsam aus dem Anzug.
Die Weste gibt es in zwei Ausführungen: "Street" und "Race", wobei die "Race"-Version auch per Software auf die Straßenversion umgepatcht werden kann. Der Unterschied besteht hauptsächlich darin, dass im "Race"-Modus zwei mal ausgelöst werden kann, im "Street"-Modus nur einmal. Das liegt daran, dass Unfälle auf der Rennstrecke gut definierbarem Muster folgen. Dafür wird nur eine der Argonkartuschen verfeuert, bei einem glimpflichen Unfall kann der Fahrer gleich weiterfahren und hat noch einen zweiten Schuß.
Bei Straßenunfällen kann aber alles passieren, z.B. kann einem ein Auto von hinten reinfahren - und dann soll die Jacke rund herum auf das maximale Volumen aufgepustet werden. Die "Street"-Version verbaut übrigens auch BMW in ihre Airbagjacken.
Der Computer im Rückenpanzer hat drei Anschlüsse. Zwei davon sind Datenkabel, die an die Jacke angeschlossen werden. Eines prüft,. ob die Jacke vernünftig geschlossen wurde, eines gibt Statusmeldungen an den LED-Panel im Ärmel aus. In der Mitte sitzt ein Micro-USB-Port zum Aufladen des Akkus. Außerdem kann man die Weste an einen Rechner anschließen, und mit einer Software von Alpine Stars die Funktion prüfen, den Fehlerspeicher auslesen, neue Firmware einspielen oder zwischen Renn- und Straßenmodus hin- und herpatchen.
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Airbagweste und Jacke
Dann kam der Moment der Hochzeit, das Chassis wurde mit der Jacke vermählt. Der Einbau ist schnell erledigt: An drei Punkten wird die Weste in Schlaufen in der Jacke eingeknüpft, zwei Reissverschlüsse verbunden und die Datenkabel im Rücken der Jacke angesteckt. Fertig.
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Am linken Jackenärmel befindet sich ein LED-Panel, das bei Verbindung mit der Airbagweste anzeigt, ob das System eingeschaltet und funktionsbereit ist und wie der Ladestand des Akkus ist. Der benötigt 6 Stunden zum Laden und hat dann Saft für 25 Stunden Betrieb.
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Der Akku ist von Ansmann.
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Dann probierte ich in aller Ruhe rum und stellte zu meiner ziemlichen Überraschung fest: Die Elektronik in der Valparaiso-Jacke ist echt gewöhnungsbedürftig! Eigentlich soll sich das System einschalten, sobald die Jacke geschlossen wird. Nur: Das funktionierte bei meiner nicht zuverlässig. Mal startete es, mal nicht.
Nach kurzer Zeit wusste ich auch warum. Tech-Air Jacken und Westen haben normalerweise einen Klettverschluss über den Sensoren am Jackenverschluss. Liegen die übereinander, bootet der Computer. Nur: Meine Jacke hatte diese Klettriegel nicht. Anscheinend kamen die erst in einer späteren Revision, und die in Hannover gekaufte Jacke war so alt, das sie das nicht hatte. Na super.
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Kurz entschlossen bestellte ich bei Louis in Hamburg noch eine Valaparaiso in M. Die hatte allerdings ebenso wenig einen Klettverschluss wie die erste. Das ist schade, aber mittlerweile habe ich einen Handgriff gefunden, mit dem ich die Jacke schließen und das System auf Anhieb starten kann. War letztlich eine Gewöhnungssache, dafür gab es diese Version der Jacke zum halben Preis. Denoch: Wer sich so eine Jacke zulegen will, muss auf diesen Klettverschluss achten!
Erfahrungen mit dem Tech Air-System: Negatives...
Recht schnell stellte sich raus, dass noch einiges mehr am Tech Air nervt. Am meisten die Zeit, die das System zur Kalibration benötigt. Wird die Jacke geschlossen, fängt das LED-Panel mit einer Lichtershow an. Hört die auf, ist der Rechner im Rückenpanzer online und kalibriert die Sensoren. Jetzt blinkt nur noch eine grüne LED, und zwar zwischen 20 und 60 Sekunden. In der Zeit sollte man nicht still stehen, aber auch keinen Dauerlauf machen. Am besten irgendwas dazwischen, dann klappt die Kalibrierung.
Meistens.
In 10 Prozent der Fälle klappt sie nicht, dann musst man die Jacke nochmal öffnen und wieder schließen. Über eine Minute bis alles läuft, und das aber auch nur in 9 von 10 Fällen - das ist nicht gut genug. Eigentlich.
Erstaunlicherweise nervt es in der Praxis dann aber gar nicht so sehr. Jacke schließen, Handschuhe anziehen, Helm aufsetzen - bis man damit fertig ist, ist das System online und kalibriert.
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Was mehr nervt: Knöpft man die Weste, wie in der Anleitung beschrieben, mittels zwei Druckknöpfen in eine Halterung am Rücken der Jacke ein, hängt die so hoch, dass dadurch der Kragen so eng wird, dass er auf dem Kehlkopf aufliegt und einem die Luft abdrückt. Abhilfe schafft hier einfach Ignoranz: Wenn man die Druckknöpfe ignoriert und den Airbageinsatz nur an den Frontreissverschlüssen und den drei Laschen im Rücken einknöpft, hat man das Problem nicht. Im Gegenteil, dann trägt der Protektor nicht mal dick auf, und die Jacke sieht aus wie eine gewöhnliche Motorradjacke.
Sie ist halt nur schwerer. Die eigentliche Valparaiso-Jacke ist mit 1.800 Gramm inkl. Protektoren superleicht, aber die Airbagweste wiegt halt 2 Kg. Fast 4 Kg Jacke, das muss man auch erstmal durch die Gegend tragen können. Aber ich bin ja ein Sheltandpony. Trotzdem zum Vergleich: Meine Mohawk-Jacke wiegt inkl. der dicken Protektoren an Schultern, Ellenbogen und Rücken "nur" 2,8 Kg. Man stelle sich in dem Zusammenhang zwei 1,5 Liter PET-Wasserflaschen vor, die man permanent mit sich rumschleppt. Und die Tech Air ist nochmal schwerer, mit ein wenig Geraffel in den Taschen sind es drei PET-Flaschen.
Immerhin, das High-Tech-Innenleben sieht man der Valparaiso nicht auf den ersten Blick an. Es seit denn, man guckt auf den Ärmel. Dort leuchtet das LED-Panel wie ein Scheinwerfer. Die LED sind hell. WIRKLICH hell.
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Klar, man kann sie auch bei Sonnenlicht gut ablesen, aber man läuft halt rum wie ein elektrischer Cowboy. Aber immerhin hat man im Dunkeln eine Taschenlampe am Arm. So hell ist die Status-LED bei absoluter Dunkelheit: Auf 3 Meter Entfernung wirft die diesen Kreis mit 1 Meter Durchmesser auf die Wand meines Schlafzimmers!
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Abhilfe schafft hier ein Stück Isolierband zum Abdecken der LEDs, so dass nur noch ein kleines Bisschen Licht nach Außen dringt. Das reicht zum Ablesen des Status, wirkt aber nicht so aufdringlich.
Immerhin ist das Statuspanel gut designt. Das kann man vom Ladeanschuss nicht behaupten, der halt in der Mitte des Rückenprotektors sitzt. Insbesondere wenn die Innenfutter eingeknöpft sind, ist das finden des Micro-USB-Ports eine irre Fummelei. Abhilfe schafft hier ein kurzes USB-Kabel, das man einfach dauerhaft dran lässt.
Ebenfalls schlecht designt: Die Valparaiso-Jacke hat mehre Netzinnentaschen, die mit dem Airbageinsatz aber alle nicht mehr nutzbar sind. Die Airbagweste selbst verfügt über keine Taschen. Das ist vermutlich so gewollt, damit man nicht versehentlich die Weste oder sich selbst perforiert, aber trotzdem schade.
...und Positives
Es gibt aber auch Gutes zu vermelden. Hat man sich an den strammen Sitz gewöhnt, dann trägt sich das System aus Weste und Jacke wirklich bequem. Beim Fahren bemerkt man es ohnehin nicht, und auch beim Rumlaufen ist es kaum zu merken. Die dünnen Protektoren an Ellenbogen und Schultern sind kaum zu spüren, der Rückenprotektor hat eine angenehme Passform. Das Gefühl wie bei meiner alten Protektorenjacke, hier eine Ritterüstung zu tragen, stellt sich nicht ein. Im Gegenteil: Die Valparaiso Tech Air fühlt sich beweglicher an als die alte Jacke.
Erst im Laufe der Zeit fällt einem dann auf, wie clever manche Details designt sind. So ist die wasserdichte Napoleon-Tasche zwar eigentlich eine Innentasche, aber sie ist zugänglich ohne den Hauptreissverschluss öffnen zu müssen. Damit kann man schnell mal das Handy rausholen, ohne dass das Airbagsystem danach neu starten muss. Auch die Einstellmöglichkeiten und die Bedienung der Jacke sind sehr praxistauglich. Reissverschlüsse lassen sich gut greifen, Einstellbänder sorgen dafür, dass auch bei Tempo 200 nichts flattert und die Protektoren immer da sitzen, wo sie sein sollten.
Ebenfalls positiv ist der Support. Bei Alpine Stars bin ich jetzt Premiumkunde. Kurz nach dem Kauf habe ich Post und Zugang zu einem Portal bekommen. Darin kann ich nicht nur Support anfordern, Dokumente einsehen, Zertifikate und Software runterladen, sondern auch die Daten meines "Chassis" ansehen: Seriennummer, welche Technikerin es in Asolo gefertigt hat, Servicehistorie, etc.
Alle zwei Jahre sollte die Weste eingeschickt werden. Gegen eine Gebühr von 100 Euro wird sie dann gewartet, dafür verlängert sich die Herstellergarantie um 24 Monate. Hatte ich einen Unfall und sowohl ich als auch die Weste haben das überlebt, kann ich im Portal eine Aufarbeitung bestellen. Die Weste wird dann geprüft und neu geladen, ist also in der Theorie mehrfach verwendbar.
Bequem ist auch die Software. Mittels einer einfachen Oberfläche lässt sich die Funktion der Weste prüfen und Softwareupdates einspielen. Nur den Punkt "Zünder Prüfen" traue ich mich nicht anzuklicken.
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Das vorläufige Fazit: Weiß noch nicht genau. Auf der einen Seite macht die Tech Air Valparaiso viel Freude durch die wertige Verarbeitung und die tollen Materialien. Auf der anderen Seite gibt es das ein oder andere, was nerven kann - wie schwer das wirklich wiegt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Dann muss sich die Valparaiso Tech Air auf der Straße und im Dauereinsatz beweisen, dazu wird es dann ein Update geben.
Alpine Stars Valparaiso Tech Air 2018
Negativ:
- Unergonomische Befestigung der Airbagweste
- Lange Kalibrationszeit
- Gewöhnungsbedürftiger Schließkontakt
- zu helles LED-Panel
- Hohes Gewicht
- Ladeanschluss versteckt irgendwo im Inneren der Jacke
- Innentaschen nicht nutzbar
- Scheiß teuer
Positiv:
+ Verarbeitung
+ Pfiffige Detaillösungen
+ Gigantische Lüftung
+ dünne und bewegliche, aber ordentliche Protektoren
+ Schichtsystem mit Membran- und Thermoeinsatz
+ Schutzwirkung (hoffentlich)